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Asperger-Syndrom


siehe auch Autismus

Keine Spur mehr davon 

Mit einem angeblichen Asperger-Syndrom, einer milden Form von Autismus, kam der 14-jährige Nick* im Oktober 2014 ins 17. AUSWEGE-Therapiecamp. Bei Campende: keine Spur mehr davon. „Nick ist ein hochsensibler Junge mit hoher Auffassungsgabe und vielen Talenten, weniger autistisch als introvertiert“, befand unser Camparzt. So reagierte der Junge auf ein spannungsreiches Elternhaus, in dem eine heillos überforderte achtfache Mama die Trennung vom Vater noch nicht verarbeitet hatte. Näheres über diesen Fall in H. Wiesendanger: Auswege – Kranken anders helfen (2015), S. 30-45, ib. S. 40 ff.

Autismus? „In der liebevollen Gruppe habe ich ihn völlig vergessen“

Von Kindheit an liege bei ihr ein Asperger-Autismus vor, wie Iris* (39) angibt – mit „schneller Reizüberflutung – dafür hoher Detailwahrnehmung“. 
Auslöser waren jahrelange Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in ihrer Familie, zu der Iris mit Vierzehn jeglichen Kontakt abbrach.

Ebenfalls seit ihrer Kindheit“, sagt Iris, leide sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, verbunden mit „Dissoziation, Flashbacks, Schlafstörungen, Minderwertigkeitsgefühlen, Problemen mit meinem Körper und manchmal Angst vor Menschen“.

Mehr als Klinikaufenthalte und ambulante Psychotherapien half Iris ihre heißgeliebte Therapiehündin Abby, die sie 14 Jahre lang begleitete – „zur Aufrechterhaltung ihrer seelischen Gesundheit unabdingbar“, wie ein Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bescheinigte. „Durch sie habe ich sprechen gelernt, nach zehn Jahren Schweigen“. Als Abby im September 2016 starb, verfiel Iris in tiefe Trauer, ihr Alltag hatte „kaum noch Struktur“, unentwegt grübelte sie über Sinnfragen. Erst dank Abbys Nachfolgerin Rosi besserte sich ihre Verfassung wieder.

Seit Mai 2005, kurz nachdem sich ihre beiden besten Freundinnen das Leben genommen hatten, wird Iris von einer Trigeminusneuralgie geplagt, mit „extrem starken Schmerzen auf der linken Gesichtsseite“. Während Betäubungsspritzen wenig dagegen ausrichteten, tat ihr Craniosacraltherapie gut.

Von ihrer Teilnahme an einem AUSWEGE-Camp 2017 erhoffte sich Iris, „wieder Vertrauen zu gewinnen, unter Menschen sein zu können; Perspektiven, Mut und neue Antriebskraft für den Alltag zu Hause zu finden“. Zu ihren „Glaubenssätzen“ zählte sie: „Ich bin ein Versager“, „Ich kann nichts wirklich gut“, „Um geliebt zu werden, muss ich jemand sein, der ich nicht bin“.

Und tatsächlich: Von jenen neun Camptagen profitierte Iris enorm. Ihr Asperger-Autismus habe „deutlich nachgelassen“, so resümierte sie bei Campende. „In der liebevollen Gruppe habe ich ihn völlig vergessen und mich getraut, mich auf sie einzulassen.“ Sie fühle sich „sicherer mit mir selber und habe mehr Vertrauen. Mir selber gegenüber bin ich liebevoller. Hier habe ich mich kein einziges Mal selbst verletzt, und ich werde es auch nie mehr tun.“

Das Trauma belastete sie „deutlich weniger“: Während des Camps „hatte ich viel seltener Panikattacken und Dissoziation. So ein heilsames Gefühl!“ Sie habe „gelernt, meine inneren Anteile liebevoller wahrzunehmen und zu verstehen, dass sie nur das Beste für mich wollen – dass auch die Negativ-Gefühle einen Sinn haben und ich nicht gegen sie ankämpfen sollte. Dies einzusehen, ist so unendlich wertvoll und heilsam.“

Und die Trigeminusneuralgie? Auch diese habe sich erheblich gebessert: „Ich hatte viel weniger Akutanfälle, Medikamente benötigte ich kaum.“

Im AUSWEGE-Camp habe sie sich „von der ersten Minute an wohlgefühlt und gut aufgehoben, in voller Liebe. Alle Therapeuten haben mir sehr viel Heilung, Schutz und Liebe geschenkt – eine ganz neue Erfahrung für mich. Toll war, dass auch über Worte und Berührung, über Musik, Tanz, Singen, Bewegung und viel Humor geheilt wurde. Danke, dass meine Sensibilität hier als wertvoll angesehen würde – und dass ich als Mensch wahrgenommen wurde.“

Sozialverhalten merklich gebessert

Schon seit seinem dritten Lebensjahr beobachteten die Eltern an ihrem Kevin*  eine Reihe von Verhaltensauffälligkeiten, die ein Kinderpsychiater 2010 mit den diagnostischen Etiketten „Störungen des Sozialverhaltens“ und „Asperger-Syndrom“, einer milden Form von Autismus, versah. Die Mutter erwähnt unter anderem massive Einschlafprobleme, „Anfälle von Wut, Retardation“ – zeitweilige geistige Rückentwicklung – „bis zum Realitätsverlust.“ In Gesprächen und Tests mit dem Jungen stellte der Arzt eine „hohe Brüchigkeit des Selbstwerts und des Selbstbewusstseins“ fest, „was sich dann extrem herauspolarisiert in der Form, ‚überhaupt nichts zu können’“. „Verschiedene ganzheitliche Methoden“ brachten, der Mutter zufolge, „noch keinen durchschlagenden Erfolg“.

Von einer ersten AUSWEGE-Campteilnahme im September 2013 profitierte der Junge sichtlich. Dem leitenden Camparzt fielen „ein verbessertes Einfühlungsvermögen und größere Geduld gegenüber Anderen“ auf. Die mutmaßlichen „autistischen Störungen des Sozialverhaltens“ bewertet er weniger dramatisch und betont die Rolle des familiären Umfelds: „Kevin ist ein sehr aufgeweckter Junge, klug, intelligent, mit hoher Auffassungsgabe, der vieles ganz schnell kapiert. Über vieles macht er sich mehr Gedanken als sein Altersdurchschnitt. Zurecht äußerte sein Vater: ‚Kevin braucht Menschen, die ihn verstehen und aushalten.’ Er merkt, dass er ‚anders’ ist, will und kann das aber nicht ändern. Die Eltern müssen ihm mehr zeigen, dass sie ihn so lieben, wie er ist – dass er keinen ‚Makel’ an sich hat.“

Auch bei seinem zweiten Campaufenthalt im August 2014 besserte sich Kevins körperliche und psychische Verfassung deutlich, wie seine Eltern abschließend in einem Fragebogen notierten; unter anderem hätten seine Einschlafstörungen nachgelassen. Wie ihnen in Gesprächen mit mehreren Therapeuten bewusst wurde, rührt ein Großteil von Kevins Verhaltensauffälligkeiten daher, dass er sich gegenüber der kranken Schwester chronisch zurückgesetzt und vernachlässigt fühlt; Eifersucht spielt mit. Seine Entwicklungsaufgabe besteht darin, Geduld und Toleranz zu lernen. Damit begann er bereits während des Camps: Wie unser leitender Camparzt abschließend konstatierte, besserte sich Kevins gestörtes Sozialverhalten merklich; in Gesprächen mit ihm gab sich Kevin erstaunlich einsichtig und verständig.

Auswege bei psychischen Leiden: erst dank Profis?

Sowohl in den AUSWEGE-Camps als auch in den Praxen des AUSWEGE-Netzwerks treffen Patienten nur selten professionelle Psychotherapeuten oder gar Fachärzte für Psychiatrie an. Wie können psychisch Belastete dort überhaupt Hilfe erwarten? Wen das wundert, der kennt nicht den erstaunlichen Forschungsstand: Bei seelischen Leiden erreichen einfühlsame, kommunikativ kompetente, lebenserfahrene Laien demnach im allgemeinen keineswegs weniger als studierte Psycho-Profis – auch bei Autismus. Belege und Gründe dafür stellt der AUSWEGE-Gründer Dr. Harald Wiesendanger in seiner 10-bändigen Schriftenreihe Psycholügen vor, insbesondere in Band 3: „Seelentief - Ein Fall für Profis?“ (2017)

* Name von AUSWEGE geändert