Trauma
siehe Posttraumatische Belastungsstörung
„Jetzt LEBE ich wieder“
Im April 2020 brachte sich ihr Sohn um – 25 Jahre alt war er damals. Dieser Verlust warf Paula* (61), eine pädagogische Fachkraft, völlig aus der Bahn. Sie entwickelte - laut ärztlicher Diagnose – eine „mittelgradige depressive Störung“ (F33.1), eine „Anpassungsstörung“ (F43.2) sowie ein „psychovegetatives Erschöpfungssyndrom“ (F45.9). Eine fünfwöchige Reha im Februar/März 2022 endete vorzeitig: „Weil ich mich weigerte, Psychopharmaka einzunehmen, wurde ich als‚ arbeitsfähig‘ entlassen.“
„Dass ich traumatisiert bin, zeigt sich an ungesunden Verhaltensweisen, die ich willentlich nicht abstellen kann“, so bekennt Paula: „Rauchen, zu viel Essen, zu viel Alkohol und Flucht in Medienkonsum.“ Keine Hilfe ist ihr dabei ein suchtkranker Lebensgefährte, mit dem sie seit 15 Jahren nicht über eine Fernbeziehung hinausgekommen ist.
Was wurde in der letzten Juniwoche 2024, während eines „Auswege“-Therapiecamps, aus Paulas schweren Belastungen? „Völlig symptomfrei“ sei sie geworden, wie sie abschließend in einem Patienten-Fragebogen angab. „Ich kann nur in den höchsten Tönen schwärmen und loben. Vom ersten Moment an war ich tief berührt. Hier wurde ich gesehen und angenommen. Alles durfte da sein – und alles durfte dann auch wieder gehen bzw. losgelassen werden: Schmerz, Trauer, Wut, Schuld, Angst, Unsicherheit wandelten sich in Liebe, Freude und Kraft. Jeden Tag kam ich mehr und mehr in meine Mitte, in mein Zentrum. Die Schutzmauern und Vermeidungsstrategien wurden weniger und dünner, ich dafür immer feiner, feinfühliger, offener und weicher.
Die Therapeuten haben mein Potenzial erkannt und gestärkt; allesamt sind sie ganz wunderbare Menschen, jeder auf seine Weise, und damit meine ich nicht nur ihre Arbeit. Dieses Camp vermittelte mir eine Erinnerung, wer ich in Wirklichkeit bin, an meine Weisheit und Kraft als Frau, an meine Essenz als spirituelles Wesen. So viel Heilung ist geschehen. Als ich herkam, war ich voller Süchte, Ängste und Traurigkeit. Jetzt LEBE ich wieder.“
„Es ist einfach magisch!!!“
Dass sie mit sechs Jahren ihre Mutter verlor, hat Carola*, eine 43-jährige Ärztin, noch immer nicht verkraftet. Wegen dieses „Bindungs- und Entwicklungstraumas“ leide sie bis heute an einer „unzureichenden Fähigkeit zu nahen und stabilen Beziehungen“, so bekennt sie. „Reduziert“ seien ihr „Selbstwertgefühl, die Fähigkeit zur Selbstbehauptung, die Körperwahrnehmung“. Es falle ihr schwer, „Grenzen wahrzunehmen und zu setzen“; sie neige dazu, in „emotionale Abhängigkeiten“ zu geraten.
All dies habe sich „deutlich gebessert“, als Carola im Sommer 2024 zum ersten Mal an einem Therapiecamp der Stiftung Auswege teilnahm: „Ich fühle mich stabiler, entspannter und offener, tiefer verankert in mir – und kann mehr Nähe zulassen“, so zog sie Bilanz.
Was trug dazu bei?
„Mir hat die Wahl des Ortes sehr gut gefallen“, so schrieb die Ärztin bei Campende in einen Patienten-Fragebogen. „Die Natur, die Ruhe, die Möglichkeit des Austausches und des Rückzugs empfand ich als sehr heilsam. Das Einbinden ins Kräutersammeln, Essen vorbereiten und Wasser holen haben die Gemeinschaft gestärkt. Die Camptage fand ich sehr gut gestaltet, auch die Art und Weise der täglichen Therapeutenwahl. Die Morgenkreise, die Vorträge und anderen Programmpunkte waren sehr wohltuend und informativ – es war vieles dabei, was man selbst in den Alltag integrieren kann.“
Als besonders heilsam empfand Carola die Gemeinschaft, deren Teil sie neun Tage lang war. „Das Miteinander von allen war sehr wohltuend für mich. Es ist eine Atmosphäre entstanden, in der ich das Gefühl hatte, so sein zu können, wie ich bin – dass ich gut bin, so wie ich bin. Therapeuten und Teilnehmer waren eins – es gab keine Hierarchien oder ‚Therapeuten/Patienten-Gefühle‘.“