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Erschöpfung, chronische


siehe auch Burn-out

Endlich wieder Energie – nach zwei Jahrzehnten

Chronisch erschöpft fühlte sich Sigmund*, 59,  „seit Mitte der neunziger Jahre“. Dazu beigetragen haben seines Erachtens „meine gescheiterte Erstfamilie mit drei Kindern“, aber auch das Gefühl der „Dauerbelastung“ und Überforderung  in seiner neuen Partnerschaft, in der er sich als Mann und Ersatzvater „hohen Erwartungen“ ausgesetzt fühlt, „die ich nicht erfüllen kann“. Mittlerweile will er nicht mehr „aktive Verantwortung für Familie übernehmen“, hat „die Nase voll von Beziehungen zu Frauen“, fühlt sich „persönlich eingeengt“, möchte viel lieber „mein Leben als Künstler und Musiker leben“, was ihm „nur sehr schleppend gelingt“. Sein vorherrschendes Lebensgefühl: „Alles ist zu viel.“

Im Jahr 2004 erlebte er einen „Burn-out“, 2006 einen Hörsturz mit „Gleichgewichtsausfall rechts“. Zweimal sei er anschließend in einer Klinik gewesen. Ein Arzt und Psychotherapeut listet in einem Befundbericht vom Juli 2014 ferner auf: eine „Störung des binokularen Sehens“, eine „visuelle Verarbeitungsstörung“, eine „Dysregulation des Autonomen Nervensystems“, erhöhte Werte des Hormons Cortisol im Speichel – ein Stress-Indikator -, Vitamin-D-Mangel. Zur Zeit werde er „mit Aminosäuren behandelt“, berichtet Sigmund.

Vom AUSWEGE-Therapiecamp im August 2014 profitierte kaum ein Patient stärker als er: Seine Erschöpfung und Energielosigkeit habe „deutlich nachgelassen“, seine Konzentrationsprobleme immerhin „ein wenig“, wie er abschließend im Patienten-Fragebogen angab. Hier sei er „ausgeglichener geworden, gelassener, weniger gereizt, freundlicher, weltzugewandter, zentrierter, klarer, aktiver, fokussierter auf das, was zu tun ist“.

Zuviel gekümmert

„Seit 20 Jahren“ fühlt sich Britta (61), eine Lehrerin, „erschöpft“ – wegen ihres über alles geliebten Sohn Leon*. Dieser sei „ursprünglich ein fröhlicher, aufgeweckter Junge“ gewesen, „sozial integriert, mit guten Noten“. Doch in der achten Gymnasialklasse geriet er in ein seelisches Loch, aus dem er bis heute nicht mehr herausgefunden hat – er fühlte sich überfordert, außerdem verlor er mit dem Tod des geliebten Großvaters „eine wichtige Stütze und Führung“. Inzwischen sei Leon „verunsichert und verängstigt, er hat Vertrauen in sich selbst und das Leben verloren“ und sich völlig zurückgezogen: „Ein ganzes Jahr war er nicht mehr draußen.“

Die unentwegte Sorge um ihren Sohn, um den sie sich „mit aller Kraft“ kümmert, hat Britta mittlerweile zermürbt und „in die Verzweiflung gebracht“. Durch Personen, die ihrem „hypersensiblen“ Jungen mit „Unverständnis und Unkenntnis“ begegneten, habe sie „viel Demütigung und Verletzung meiner Würde erlebt“.

Ihre ständige Sorge habe während des AUSWEGE-Camps im August 2014 erstmals „deutlich nachgelassen“, wie Britta abschließend schrieb – ebenso wie „meine Traurigkeit“ und „Probleme mit meiner Weiblichkeit“. Nun habe sie wieder „Hoffnung, mir wurden Wege eröffnet, ein Umdenken ermöglicht“. Der leitende Camparzt charakterisiert sie als „Kümmerin: Ihre seelische Not ist groß, weil sie fürchtet, für ihren Sohn nicht genug und nicht das Adäquate zu tun. Offenbar ist sie Tag und Nacht in Dauersorge, weil ihr Sohn seit Jahren nicht mit dem Leben zurechtkommt. Wenn sie so weitermacht“, befürchtet er, „wird ihr Sohn bald niemanden mehr haben, der sich um ihn kümmern kann!“

„Das beste Therapieangebot“

Von einem AUSWEGE-Camp 2017 schwärmte Manuela* (48), eine kaufmännische Angestellte, als „das beste Therapieangebot, das ich je erlebt habe“.  

Ins Camp gekommen war sie in desolater seelischer Verfassung. „Seit ca. 10 bis 14 Jahren“, so hatte sie ihre Anmeldung begründet, leide sie an Depressionen und Erschöpfung, mit „Energiemangel, Konzentrations- und Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, sexuellen und Partnerschaftsproblemen“. Verschiedene Psychotherapien sowie ein dreimonatiger Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik brachten bloß „kurzfristige, leichte Linderung“.

Seit fünf Jahren machte ihr ein Myofasziales Schmerzsyndrom  (MMS) zu schaffen, gekennzeichnet durch Schmerzen im Bewegungsapparat. Hinzu kam eine Arthrose. Akupunktur, Krankengymnastik, Osteopathie und Medikamente sorgen für „leichte Linderung, die aber nicht lange anhält“.

Seit ihrer Jugend ist Manuelas Essverhalten gestört; mit 16 entwickelte sie eine Anorexie (Magersucht), die sechs Jahre später in eine Bulimie (Fress-Kotz-Sucht) überging. Zwei längere Reha-Aufenthalte (2004 und 2007) änderten daran nichts. Erst 2011 sorgte eine ambulante Hypnotherapie für Besserung.

In Manuelas Krankengeschichte wirkten offenbar zahlreiche Belastungsfaktoren zusammen: Als Kind musste sie häufig umziehen, bedingt durch den Beruf des Vaters, eines Oberleutnants der Bundeswehr. Bei der Totgeburt eines Bruders war sie Zwei. Von einem Onkel wurde Manuela in ihrer Kindheit wiederholt sexuell missbraucht. Von 1998 bis 2003 konsumierte sie Cannabis und Kokain, neben vielerlei synthetischen Drogen wie Speed und XTC. 2011 verstarb Manuelas Mutter an Krebs, woraufhin ihre Familie „zerfiel“. Seit einem Umzug in ein Großraumbüro erlebt Manuela ihren Arbeitsplatz als extrem belastend. Von ihren Partnern fühlt(e) sie sich „nicht genug geliebt und geachtet“.

Das AUSWEGE-Camp bescherte Manuela endlich eine Wende: „weniger Erschöpfung, mehr Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Zeitweilig auch Schmerzlinderung, bis fast völlige Schmerzfreiheit. Mehr Zuversicht und positives Gefühl gegenüber meiner Zukunft“, so zählt sie auf. „In keiner Therapie oder Reha spürte ich jemals solche Wärme und Liebe. Die Herzlichkeit und das  jedes einzelnen Therapeuten empfand ich als ganz herausragend. Hier wurde nicht nur mit großer Kompetenz geheilt, sondern auch mit Herz!“

Auswege bei psychischen Leiden: erst dank Profis?

Sowohl in den AUSWEGE-Camps als auch in den Praxen des AUSWEGE-Netzwerks treffen Patienten nur selten professionelle Psychotherapeuten oder gar Fachärzte für Psychiatrie an. Wie können psychisch Belastete dort überhaupt Hilfe erwarten? Wen das wundert, der kennt nicht den erstaunlichen Forschungsstand: Bei seelischen Leiden erreichen einfühlsame, kommunikativ kompetente, lebenserfahrene Laien demnach im allgemeinen keineswegs weniger als studierte Psycho-Profis – auch bei anhaltender Erschöpfung. Belege und Gründe dafür stellt der AUSWEGE-Gründer Dr. Harald Wiesendanger in seiner 10-bändigen Schriftenreihe Psycholügen vor, insbesondere in Band 3: „Seelentief - Ein Fall für Profis?“ (2017)

* Name von AUSWEGE geändert