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Neuralgie, Trigeminus-


„Ein kleines Wunder“

Im Jahr 2010 setzte bei Manfred* (75) eine Trigeminusneuralgie ein – so heftig, dass er deswegen öfters an Selbstmord dachte. Seit Jahren schluckte er deswegen Schmerzmittel. Die Medikamente verschafften ihm etwas Linderung, indem sie „Gesichtsmuskulatur und Unterkiefer entspannen“, so berichtet er. Trotzdem lebte er in ständiger „Angst vor dem nächsten Anfall“. Bemerkenswert: Die Neuralgie quälte ihn besonders stark in Situationen, in denen „ich mich nicht mehr wehren oder fliehen kann“.

Wesentliche Erleichterung fand Manfred erst im Herbst 2022, als er an einem Therapiecamp der Stiftung Auswege teilnahm. „Die Symptome sind deutlich zurückgegangen“, bestätigte er nach einer Behandlungswoche. „Intensität und Dauer haben nachgelassen. So kann ich sie besser wegstecken.“
Davon ermutigt, setzte Manfred wenige Tage nach Campende seine Morphine abrupt ab. Bei früheren derartigen Versuchen waren stets kognitive Störungen aufgetreten. Auch Angstzustände und Panikattacken zählten zu den Entzugserscheinungen. Diesmal jedoch blieben sie aus.

Nach einem weiteren Termin bei einer Heilpraktikerin, die zum Campteam gehört hatte, habe sich „die vom Trigeminus betroffene Gesichtshälfte total entspannt“, wie Manfred abschließend berichtete. Es seien „keine weiteren Einschläge“ mehr aufgetreten. „Seither bin ich beschwerdefrei. Für mich ist das ein kleines Wunder.“

Endlich „als Mensch wahrgenommen“

Seit Mai 2005, kurz nachdem sich ihre beiden besten Freundinnen das Leben genommen hatten, wird Iris* (39) von einer Trigeminusneuralgie geplagt, mit „extrem starken Schmerzen auf der linken Gesichtsseite“. Während Betäubungsspritzen wenig dagegen ausrichteten, tat ihr Craniosacraltherapie gut.

Von Kindheit an liege bei ihr außerdem ein Asperger-Autismus vor, wie Iris angibt – mit „schneller Reizüberflutung – dafür hoher Detailwahrnehmung“.  Auslöser waren jahrelange Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in ihrer Familie, zu der Iris mit Vierzehn jeglichen Kontakt abbrach.

Ebenfalls seit ihrer Kindheit“, sagt Iris, leide sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, verbunden mit „Dissoziation, Flashbacks, Schlafstörungen, Minderwertigkeitsgefühlen, Problemen mit meinem Körper und manchmal Angst vor Menschen“.

Mehr als Klinikaufenthalte und ambulante Psychotherapien half Iris ihre heißgeliebte Therapiehündin Abby, die sie 14 Jahre lang begleitete – „zur Aufrechterhaltung ihrer seelischen Gesundheit unabdingbar“, wie ein Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bescheinigte. „Durch sie habe ich sprechen gelernt, nach zehn Jahren Schweigen“. Als Abby im September 2016 starb, verfiel Iris in tiefe Trauer, ihr Alltag hatte „kaum noch Struktur“, unentwegt grübelte sie über Sinnfragen. Erst dank Abbys Nachfolgerin Rosi besserte sich ihre seelische Verfassung wieder.

Von ihrer Teilnahme an einem AUSWEGE-Therapiecamp 2017 erhoffte sich Iris, „wieder Vertrauen zu gewinnen, unter Menschen sein zu können; Perspektiven, Mut und neue Antriebskraft für den Alltag zu Hause zu finden“. Zu ihren „Glaubenssätzen“ zählte sie: „Ich bin ein Versager“, „Ich kann nichts wirklich gut“, „Um geliebt zu werden, muss ich jemand sein, der ich nicht bin“.

Und tatsächlich: Von jenen neun Camptagen profitierte Iris enorm. Ihr Asperger-Autismus habe „deutlich nachgelassen“, so resümierte sie bei Campende. „In der liebevollen Gruppe habe ich ihn völlig vergessen und mich getraut, mich auf sie einzulassen.“ Sie fühle sich „sicherer mit mir selber und habe mehr Vertrauen. Mir selber gegenüber bin ich liebevoller. Hier habe ich mich kein einziges Mal selbst verletzt, und ich werde es auch nie mehr tun.“

Das Trauma belastete sie „deutlich weniger“: Während des Camps „hatte ich viel seltener Panikattacken und Dissoziation. So ein heilsames Gefühl!“ Sie habe „gelernt, meine inneren Anteile liebevoller wahrzunehmen und zu verstehen, dass sie nur das Beste für mich wollen – dass auch die Negativ-Gefühle einen Sinn haben und ich nicht gegen sie ankämpfen sollte. Dies einzusehen, ist so unendlich wertvoll und heilsam.“

Und die Trigeminusneuralgie? Auch diese habe sich erheblich gebessert: „Ich hatte viel weniger Akutanfälle, Medikamente benötigte ich kaum.“

Im AUSWEGE-Camp habe sie sich „von der ersten Minute an wohlgefühlt und gut aufgehoben, in voller Liebe. Alle Therapeuten haben mir sehr viel Heilung, Schutz und Liebe geschenkt – eine ganz neue Erfahrung für mich. Toll war, dass auch über Worte und Berührung, über Musik, Tanz, Singen, Bewegung und viel Humor geheilt wurde. Danke, dass meine Sensibilität hier als wertvoll angesehen würde – und dass ich als Mensch wahrgenommen wurde.“

* Name von AUSWEGE geändert