Stimmen hören
Psychiater erlebt “ein kleines Wunder”
Seit Sommer 2021 sei Lia*, damals zehn Jahre alt, psychisch schwer belastet, so berichtet ihre Mutter, eine Ergotherapeutin. Das Mädchen leide an depressiven Verstimmungen, finde keinen Sinn im Leben und verletze sich selbst. Dreimal habe Lia versucht, sich umzubringen. Sie sei unmotiviert und sozial isoliert. Oft klage sie über Bauchschmerzen. Stimmen aus dem Nichts quälen sie.
Deswegen sei Lia schon bei einer Heilpraktikerin gewesen. Eine Traumatherapie, systemische Familienberatung und Gesprächstherapie hätten stattgefunden. Auch mit Yoga habe sie es versucht. Mit welchem Ergebnis? Befundberichte liegen nicht vor. Es sei bloß „eine leichte bis wenig Verbesserung“ eingetreten, so gab die Mutter an, als sie sich und ihre Tochter zu einem “Auswege”-Therapiecamp im Sommer 2024 anmeldete.
Dabei hatte in Lias Kindheit anscheinend nichts darauf hingedeutet, dass sie in eine derart schwere Krise geraten könnte. Im Gegenteil: „Als Kleinkind und Grundschulkind“, so berichtet ihre Mutter, „war Lia sehr extrovertiert, sie war sehr beliebt, hatte keine Angst vor Menschen, sprach einfach Fremde auf der Straße an, sang im Schulchor, war Klassensprecherin, liebte Auftritte, war sehr präsent, hatte einen großen Freundeskreis.“ Erst als das Mädchen von der vierten Klasse ins Gymnasium wechselte, „fielen uns erste Symptome auf. Lia zog sich mehr und mehr zurück, wollte oft die Schule nicht besuchen, bekam oft Bauchschmerzen und Kopfweh.“ Auf einmal war Lia „sehr bedacht darauf, was Mitschüler von ihr denken. stand Oft stand sie Stunden vor Schulbeginn auf, um sich zurechtzumachen. Früher war ihr egal, was die anderen von ihr dachten – nun machten ihr abfällige Bemerkungen sehr zu schaffen. Sie fand sich nie so richtig in das Klassengefüge ein.“ Panikattacken setzen ein. Auch ein Wechsel auf eine freie Schule half nicht: Die Angstanfälle nahmen zu. Lia zog sich immer weiter zurück. Sie begann sich zu ritzen, was inzwischen tiefen Narben an ihren Armen hinterließ. „Oft sagt sie: ‚Ich weiß nicht, wozu ich auf dieser Welt bin.‘ Kaum etwas bereitet ihr Freude.
Hinzu kommt ein unbewältigter Verlust: Im Jahre 2018 – da war Lia acht - starb ihr Opa mütterlicherseits; zu ihm hatte sie eine besonders innige Beziehung. „Bis heute kann sie noch nicht über ihn sprechen.“
Was könnten gegen solch schwere psychische Belastungen schon ein paar Therapietage in einem “Auswege”-Camp ausrichten? Verblüffend viel. Wie ein anwesender Psychiater am Ende feststellte, “blühte Lia hier in jeglicher Hinsicht auf. Ihre klare und offene Art erstaunte am Campende alle Teilnehmer und Therapeuten.” Für den Arzt war Lias Verwandlung “ein kleines Wunder”. Das Mädchen bestätigt: Seit Terminen bei zwei Geistheilerinnen, die im Camp mitwirkten, “höre ich keine Stimmen mehr”.
- Aufrufe: 62