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Post-Vac-Syndrom

Wenn injizierte Corona-Impfstoffe für Nebenwirkungen sorgen, lassen sie sich oftmals ausleiten oder zumindest neutralisieren. Auf entsprechende Behandlungsansätze weisen wir hin in unserem Online-Magazin “Auswege Infos” Nr. 95 / 16. Januar 2022

Illustration: Freepik
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Polio

Post-Polio-Syndrom deutlich gebessert

Fakten gegen Panikmache: Nur bei 0,1 bis 1 % derer, die sich mit dem Erreger der Kinderlähmung (Poliomyelitis), dem Neurotropen Enterovirus, infiziert haben, treten die gefürchteten Symptome auf – und bilden sich zumeist innerhalb eines Jahres zurück.

Insofern hatte Stella* (50) seltenes Pech. Aus dem Kosovo stammend, war sie Vier und noch ungeimpft, als Lähmungserscheinungen in ihren Gliedmaßen einsetzten. Polio wurde ihr damals diagnostiziert, im Jahr 1976. Bis heute sind ihre Arme teilweise gelähmt – der rechte stärker -, beide Beine vollständig. Trotzdem „schaffe ich in meinem Alltag noch sehr viel“, sagt sie. „Als alleinerziehende Mutter muss ich. Ganz normale Dinge wie Einkaufen und Fahrdienst für meinen Sohn“ kriegt sie noch hin. „Nur den ganzen Tag arbeiten kann ich nicht mehr.“

Reha-Maßnahmen, Krankengymnastik und „viel Schwimmen“ besserten die Symptome bloß „vorübergehend“, sagt sie. Zeitweilig lösten sich Verspannungen, Stella hatte etwas mehr Kraft. „Warum der Erfolg nicht dauerhaft blieb, ist wohl meinen Lebensumständen geschuldet. Normalerweise müsste ich mehr Aufgaben abgeben.“ Insbesondere Muskel- und Gelenkschmerzen, in Ruhe wie auch bei Belastung, machten Stella zu schaffen: eine typische Begleiterscheinung des „Post-Polio-Syndroms“, das frühestens anderthalb Jahrzehnte nach einer Infektion auftritt.

„Deutlich“ nachgelassen haben diese Schmerzen, zu Stellas Verblüffung, während des 35. „Auswege“-Camps im August 2022. Auch ihre ständige Erschöpfung besserte sich dort erheblich: „Ich kann mich besser und leichter bewegen. Die Therapien waren super.“ Ein anwesender Facharzt für Psychiatrie befand: „Sie hat wieder zu ihrer inneren Mitte gefunden.“

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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

siehe auch Missbrauch, sexueller


“Hilfreicher als all meine bisherigen Psychotherapien”

Ihre ersten zwei Lebensjahre verbrachte Ella* in einem „anstrengenden Patchworkverband“, wie ihre Mama Vera* (52) die kurze Beziehung zum Kindsvater charakterisiert: mit vier Halbgeschwistern, je zwei von jedem Elternteil. „Nachdem ich mit den Kindern das ‚sinkende Schiff‘ verließ“, so bekennt Vera, „kam es leider zu sehr unschönen, anstrengenden, teilweise gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Vater. Auch für Ella gab es dabei traumatisierende Erlebnisse.“ Einzelheiten behält sie lieber für sich.

Der sechsjährige Trennungskrieg zwischen Ellas Eltern richtete einen fürchterlichen Kollateralschaden an: Das sensible Mädchen brach psychisch zusammen. Es wurde depressiv, begann sich zu ritzen, dachte wiederholt an Selbstmord. Ellas schulische Leistungen fielen ab, immer häufiger verweigerte sie den Schulbesuch. Von Klassenkameraden und Freunden zog sie sich zurück. Eng, geradezu symbiotisch an die Mutter gebunden, verkroch sich Ella bei ihr; dabei kam es zunehmend zu Konflikten zwischen den beiden, „mit zunehmender Pubertät und Erfahrungen während der Corona-Zeit“, sagt Vera. „Darüber hinaus erschwerten es uns meine Beziehungsversuche mit drei wechselnden Partnern, miteinander klarzukommen.“

Von ihrem vierten bis achten Lebensjahr soll Ella ein „sehr netter“ Jugendpsychotherapeut beigestanden haben, wie die Mutter angibt. Doch schließlich empfand selbst Ella eine ambulante Psychotherapie nicht mehr als ausreichend. Ab Mai 2022 verbrachte sie zunächst ein Vierteljahr vollstationär in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, danach wechselte sie in eine betreute Wohngruppe innerhalb einer diakonischen Einrichtung, die auch Schulunterricht ermöglicht. Mindestens bis April 2024 sollte Ella dort bleiben. Geboten wurden ihr Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Bewegungs-, Kunst-, Musik- und Reittherapie – bloß eines nicht: ein heiles, stabiles, Halt gebendes Elternhaus, das ihre dramatische Krise von vornherein hätte verhindern können.

Als die depressiv gewordene Vera im Sommer 2023 ein AUSWEGE-Camp besuchte, brachte sie ihre Tochter mit, in der Hoffnung auf Auswege für beide. Doch inmitten der Campgemeinschaft gefiel es der scheuen Ella nicht sonderlich: “Ich empfand es hier zu nah, mit allem drumherum.”

Trotzdem profitierte auch sie, wie ihre Mutter feststellte. Während der Camptage habe sich Ella “oftmals geöffnet” und sei “aus ihrer Schutzzone herausgetreten, so dass auch sie heilsame und friedliche schöne Momente mit nach Hause nimmt”.  Zumindest die Sitzung bei einer Reiki-Praktizierenden brachte Ella nach eigenen Angaben “ein kleines bisschen Heilung”. Beim “Aquatic Bodywork” im körperwarmen Wasser des Hallenbads, in den Armen einer Therapeutin liegend und sanft hin und her bewegt, “spürte ich für einen kurzen Augenblick eine Leichtigkeit, die ich mir generell wünsche für mein Leben.” Eine Psychotherapeutin machte Ella mit der “Fast Phobia Cure” vertraut, einer Technik des Neurolinguistischen Programmierens (NLP). Mit ihr verarbeitete das Mädchen traumatische Erinnerungen an den Vater: “Ich sollte mir vor meinem inneren Auge einen Kinosaal vorstellen, den ich mir so einrichten konnte, dass ich mich darin wohlfühle. Dorthin durfte ich Menschen mitnehmen, die mich stärken. Dann ging es los: Auf der Kinoleinwand sollte ich eine Situation laufen lassen, die mich belastet – in schwarz-weiß, zuerst vorwärts, dann rückwärts, erst schnell, dann langsam.” Auf diese Weise gelang es Ella, sich mit einer schmerzlichen Vergangenheit sachlicher und weniger emotional auseinanderzusetzen. Dies fand sie “hilfreicher als all meine bisherigen Psychotherapien”, denen sie sich unterzogen hatte.

Mama und Tochter gelang es im AUSWEGE-Camp, “wieder ins Gespräch, in Kontakt miteinander zu kommen”. Besonders berührte es Vera, als ihr Kind eines Abends “auf unserem Zimmer für mich und mit mir tanzte”.

Auch ein im Camp anwesender Facharzt für Psychiatrie konnte feststellen, dass sich Ella “während des Camps gut stabilisieren konnte. Leider wirkte sie aber am Ende etwas desillusioniert, da sie wieder ins Wohnheim zurückmusste.” Mit einem eigenen dauerhaften Heilzentrum hätte die Stiftung Auswege dem Mädchen gerne erfreulichere Aussichten geboten.

„Wunderbar aufgefangen“

Im April 2022 verstarb der Vater der 19-jährigen Leonie* nach langer schwerer Krankheit. Daraufhin sei das Mädchen „in einen depressiven Zustand verfallen“, so berichtet ihre Mutter.

Leonies psychische Krise begann allerdings schon vorher. Während ihrer letzten drei Schuljahre fühlte sie sich „ausgegrenzt“, schreibt die Mutter. Damals habe sich ihre Tochter zeitweilig geritzt. Nach ihrem Schulabschluss konnte sie sich für keinen Berufsweg entscheiden. „Seit Sommer 2020 ist sie zurückgezogen, geht nicht aus, hat keine Freundin, bloß Online-Kontakte.“ An „Symptomen“ benennt die Mutter „Angst vor Gleichaltrigen, Kontaktangst vor Menschen allgemein; Antriebslosigkeit; kann ihre Gefühle nicht benennen. Schlafstörungen. Keine Tagesstruktur mehr. Akzeptiert ihr Äußeres nicht.“

Nicht nur der Verlust des Vaters, auch unbewältigte Verletzungen und Konflikte mit ihm scheinen Leonie nachhaltig zu belasten. Als er sich 2011 von ihrer Mutter trennte – für eine 20 Jahre jüngere Freundin -, da habe sich Leonie „zurückgesetzt und ausgetauscht gefühlt. Zuwendungen vom Vater waren meist materieller Art. Er hatte keine Zeit für gemeinsame Vater-Tochter-Aktivitäten, die sie sich immer wünschte. Die neue Lebensgefährtin stand immer dazwischen. In der langen Zeit seiner Krankheit kam es zu keiner Aussprache und Annäherung. Leonie nahm Rücksicht auf seinen Zustand. Es schwebte immer die Hoffnung im Raum, dass es ihm besser gehen würde. Das signalisierte er auch selbst, danach wollte er das Verhältnis zur Tochter wieder ins Reine bringen. Leider ist es nicht dazu gekommen.“

Nach dem Tod des Vaters begann Leonie eine Psychotherapie. Ihre Therapeutin diagnostizierte eine Depression und riet zu einem Klinikaufenthalt. Doch die junge Frau zog ein „Auswege“-Camp vor, nachdem sie darauf im Internet gestoßen war. Wie erging es ihr bei ihrer Teilnahme im Herbst 2022?

Ihre Depression, ihre Antriebslosigkeit habe dort „deutlich nachgelassen“, so zog sie bei Campende Bilanz. „Ich habe weniger Kontaktängste. Mental geht es mir gut.“ Das Therapeutenteam habe auf Krisen ihres Kins „wunderbar reagiert und sie aufgefangen“, so notiert die Mutter in ihr Tagebuch.

„Ausgeglichener und optimistischer als je zuvor“

Im September 2003 erlitt Monika* eine Totgeburt, die sie „alleine nicht verarbeiten konnte. Daraufhin suchte ich Heike* auf“, eine Psychotherapeutin aus dem AUSWEGE-Netzwerk. „Mit Gesprächen und Energiearbeit verhalf sie mir wieder zu einer positiven und zuversichtlichen Einstellung. Vor allem die Energiearbeit empfand ich als sehr stärkend. Schon bei der ersten Sitzung bemerkte ich, wie der Energiefluss in mir zunahm, ich ging mit einem sehr großen Glücksgefühl und regelrecht befreit nach Hause. Ich war ausgeglichener und optimistischer als je zuvor, fasste wieder Vertrauen und war überzeugt, dass alles gut wird“. Zurecht: Nach fünf Monaten Energiearbeit bei Heike wurde die Frau auf natürlichem Wege wieder schwanger.

„Vollständig angstfrei - Blockaden haben sich gelöst“

An den Folgen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit leidet Sigrid* (59), eine Sozialpädagogin, bis heute. „Ich habe viele Beziehungen abgebrochen“, sagt sie, „und auch in meiner jetzigen fühle ich mich stark mit dem Thema Sexualität konfrontiert, die ich nach einem Flashback vor rund drei Jahren nicht mehr lebe.“ In ihrer „Vitalität und Lebensfreude“ fühlt sie sich dadurch „gebremst“. Ihre Essstörungen führt sie darauf zurück.

„Langjährige unterschiedliche Psychotherapien“ – zuletzt vor zwei Jahren eine EMDR-Traumatherapie – beendete sie „ohne gutes Ergebnis“.

Seit längerem macht ihr ein Wirbelsäulensyndrom zu schaffen, mit starken Verspannungen und Schmerzen im Bereich von Schulter, Nacken und Lenden.

Was jahrelange Therapien durch Psycho-Profis nicht erreichten, bewirkten sechseinhalb Behandlungstage in einem AUSWEGE-Therapiecamp im Sommer 2015: Als „völlig frei von den Auswirkungen sexuellen Missbrauchs“ bezeichnete sich Sigrid am Ende in einem Patienten-Fragebogen. „Ich fühle mich vollständig angstfrei. Tiefe Blockaden haben sich gelöst!!!“ Und auch „körperlich fühle ich mich beweglich wie lange nicht mehr“: Ihre Beschwerden in Rücken und Hüfte haben „deutlich nachgelassen“. „Ich traue mir mehr zu, bin wieder neugierig und tatkräftig. Ich fühle mich wesentlich stabiler.“ Auf elfstufigen Schätzskalen (von -5, „viel schlechter“, über 0, „unverändert“, bis +5, „viel besser“) gab Sigrid den Veränderungen ihrer körperlichen Verfassung den Wert +4, ihrer seelischen Verfassung und ihres Allgemeinbefindens jeweils +5. 

„Diese Zeit werde ich niemals vergessen“

„Der Tod meines geliebten Vaters im August 2020 hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Kurz darauf setzten chronische Rückenschmerzen und andere gesundheitlichen Probleme ein“, berichtete Wanda* (57) als sie sich 2021 für ein AUSWEGE-Camp anmeldete. Was erlebte sie dort? „„Es war ein ganz wunderbares Camp in einem herrlichen Fleckchen Natur! Ein unglaublich großes Behandlungsteam: 12 Therapeuten auf 14 Klienten – wo findet man denn das? Kompetente und vielseitige Ratschläge aus so vielen verschiedenen ‚Disziplinen‘ – sehr wertvoll! Dass man hier einander auf Augenhöhe begegnet, schafft eine große Vertrautheit; man fühlt sich wertgeschätzt und angenommen, wodurch man sich öffnen kann. Ich gehe auf jeden Fall bereichert nach Hause. Diese Zeit werde ich niemals vergessen ... In meinen Augen ist diese Art der Behandlung die ‚Therapie der Zukunft‘. Solche Camps oder Heilungszentren sollte es sehr viel mehr geben. Ich werde die Stiftung Auswege in meinem Familien- und Bekanntenkreis wärmstens empfehlen und würde bei Bedarf sehr gerne wiederkommen.“

„Erwartungen zu hundert Prozent erfüllt“

Myriam* (50) war Fünf, als ein Bruder einen tödlichen Unfall hatte. In späteren Jahren verlor sie zwei weitere Brüder und ihren Vater. Bis heute verfolgen sie ihre traumatischen Belastungen aus der Kindheit. Sie klagt über chronischen Energieverlust und Essstörungen.

In ein AUSWEGE-Therapiecamp im Herbst 2021 brachte die hochsensible Frau eine „Orientierungskrise“ mit, wie sie im Anmeldebogen angab. Von ihrer Teilnahme erhoffte sie sich neuen „Mut, trotz meines Bedürfnisses nach Sicherheit, und ungeachtet der allgemeinen Situation, neue berufliche Wege zu gehen, die meinem Wesenskern besser entsprechen“.

„Für mich war dieses Camp in seiner Gesamtheit sehr erfüllend“, so blickte sie am Schlusstag zurück. „Durch die schnell entstandene, vertrauensvolle Atmosphäre gelang bei mir eine umgehende Herzöffnung. Die hochschwingende Energie war für mich gut spürbar. Ich habe mich sehr gut verstanden und aufgefangen gefühlt, wie es in dieser Form selten in meinem Leben der Fall war. Mir wurde von allen Seiten die Möglichkeit gegeben, meine traumatischen Erlebnisse anzuschauen. Dafür bin ich von tiefem Herzen dankbar. Ich könnte mir gut vorstellen, dass aus dieser Verbundenheit ein Wendepunkt in meinem Leben entsteht. Das Camp war ein einzigartiges, Spiritualität Raum gebendes Erlebnis. Meine Erwartungen, die ich loszulassen versucht hatte, haben sich zu 100 % erfüllt.“

„Wie ein kleines Paradies“

Ein ganzes Bündel von psychischen Belastungen brachte Anja* (53), alleinstehend und kinderlos, 2021 in ein AUSWEGE-Therapiecamp mit. „Stress, Überforderung, Mangel an Selbstliebe und Selbstvertrauen, Ausgrenzung“. Sie könne „keine Grenzen setzen“, werde „nicht gesehen“ und fühle sich einsam. Vor anderen Menschen zu sprechen, mache ihr Angst. Sie vermisse intensive soziale Kontakte, vor allem eine liebevolle Partnerschaft.  So sei es „immer wieder“ gewesen – „bewusst ist es mir seit meinem 30. Lebensjahr“.

Wegen eines Burn-outs war sie 2019 ein Dreivierteljahr lang krankgeschrieben.

Auf ihr psychisches Elend führte Anja auch physische Probleme zurück: insbesondere ständige Infekte und Magen-Darm-Beschwerden. Ödeme in beiden Unterschenkeln bereiten ihr Schmerzen. Auf dem rechten Ohr hat sie einen 80%-igen Hörverlust erlitten, „ständig rauscht es darin“; andererseits klagt sie über eine „hohe Geräuschempfindlichkeit“. Will sie von der Welt buchstäblich „nichts mehr hören“?

Drei Mal kam Anja stationär in eine psychosomatische Klinik, sie ließ sich auf Einzel- und Gruppentherapie ein - mit enttäuschenden Ergebnissen.

Ganz anders im AUSWEGE-Camp: Ihm gab sie am Ende die „Note 1. Die Behandlung ist unglaublich intensiv. Das gibt es kein zweites Mal. Es ist alles dabei, was man zum Heilwerden und Wachsen braucht. Besser als fast jede andere Therapie. Körper, Geist, Seele: alles mit einbezogen. (...) Bei meinen Terminen habe ich mich sehr wertschätzend angenommen und wichtig gefühlt. Es ist hier wie ein kleines Paradies. Ich entscheide, was ich machen möchte. Ich fühle mich als wertvoller, gesehener Mensch. (...) Danke von Herzen.“

„Ich kam mir vor wie ein entgleister Zug“

Allzu lange hatte Tatjana* (44) eine ständige Überlastung am Arbeitsplatz ertragen: „Ich hatte einen Parkinson-kranken Chef, dessen Arbeit ich zusätzlich mitgemacht habe; er war verbal und mit Blicken sexuell übergriffig“. Schließlich überkam sie ein Burn-out - „akut seit November 2018, vermutlich schon deutlich länger“, wie sie uns schrieb, als sie sich 2019 für ein AUSWEGE-Therapiecamp anmeldete. Darauf führt sie „Depressionen, Rücken- und Kopfschmerzen, Koliken, massive Schlafstörungen, Untergewicht“ zurück.

Aus Sorge um Tatjana, und im Gefühl der Hilflosigkeit, ließ ihre Familie sie in eine psychiatrische Klinik einweisen; zwei Monate lang, im Februar und März 2019, blieb sie dort gegen ihren Willen eingesperrt. Von den Erlebnissen in dieser Einrichtung fühlt sich Tatjana zutiefst verletzt und erschüttert. Seither leide sie an einem „Posttraumatischen Belastungssyndrom“, so klagt sie – mit „Angst- und Panikzuständen, Alpträumen, Schlafstörungen, Verlust von Vertrauen. Alte Verletzungen kommen an die Oberfläche.“ Suizidgedanken verfolgen sie „seit der Psychiatrie öfter, vorher hatte ich sie nie“. Sie spüre wenig Lebensmut und Lebensfreude in sich, fühle sich schnell überfordert und zweifle an sich.

Tatjana kommt aus schwierigen Familienverhältnissen, „geprägt von Gewalt, Missbrauch und Unberechenbarkeit“. Seither trug sie offenbar „viele alte Wunden in mir, von denen ich dachte, sie seien verarbeitet“. Was sie in der Psychiatrie erlebte, „hat wohl genau diese alten Gefühle von Ohnmacht, Scham und Schmerz getriggert, weshalb ich sie als so heftig und tiefgehend empfinde.“

Depressionen, Ängste und PTBS haben sich „deutlich“ gebessert, wie Tatjana bei Campende in einem Patienten-Fragebogen notierte. „Die Spannungsgefühle in meinem Körper, wie auch die negativen Gedanken über mich selbst und das Leben, haben mit jedem Tag mehr nachgelassen. Mein Schlaf wurde etwas besser. Ich spüre wieder Hoffnung und Vertrauen, Zuversicht und Liebe. Ich habe das Gefühl, wieder mehr ich selbst zu werden, besser in Kontakt mit mir und anderen Menschen zu kommen. Wenn ich es in einem Bild beschreibe, so fühlte ich mich bei meiner Ankunft wie ein Zug, der entgleist war. Heute habe ich das Gefühl, wieder auf den Schienen zu stehen und in Bewegung zu kommen. Die Richtung kenne ich noch nicht, aber das ist nicht wichtig, weil ich wieder Vertrauen spüre.“

Wie befreit von einer tonnenschweren Last

Eine vollständige Spontanremission erlebte in einem AUSWEGE-Therapiecamp im August 2013 der älteste Teilnehmer, der damals 61-jährige Pirmin*. Ende 2007 war der gelernte Monteur in eine Messerstecherei geraten, bei der er sich schwere innere Verletzungen zuzog; seither war er arbeitsunfähig – und zutiefst traumatisiert, mit Panikattacken, unvermittelt einsetzender Atemnot, Flashbacks, Schlafstörungen, erhöhter Reizbarkeit.

Darüber hinaus brachte er eine lange Liste weiterer gesundheitlicher Belastungen mit ins Camp: Eine beginnende rheumatoide Arthritis bereitete ihm Schmerzen in allen Gelenken, er klagte über Morgensteifigkeit nach dem Aufwachen. Zudem litt er unter andauernden Rückenschmerzen, einem Taubheitsgefühl im rechten Oberschenkel und wiederkehrenden Dyssensibilitäten (Empfindungsstörungen) in beiden Händen. Seit 2001 lag ein Schlafapnoe-Syndrom (SAS) vor, bei dem es während des Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern kam.

Von alledem war er schon bei Campmitte erlöst: „Ich bin völlig symptomfrei“, sagt er. Schmerzen und Empfindungsstörungen verschwanden, erstmals seit über 25 Jahren schlief er wieder durch. Das Trauma begann sich aufzulösen, der Mann wirkte wie befreit von einer tonnenschweren Last.

Freier, sicherer, selbstbewusster, umgänglicher

Was führte den 21-jährigen Michael* im Mai 2014 in ein AUSWEGE-Therapiecamp? Als Diagnose gab er im Anmeldeformular „böse Vergangenheit“ an – ohne weitere Angaben. Erst wiederholtes Nachfragen entlockte ihm Näheres:

Von seinem vierten bis neunten Lebensjahr wohnte er gemeinsam mit seinen vier Geschwistern, alle jünger als er, und der Mutter bei seinem Stiefvater, der ihn regelmäßig misshandelt habe – physisch und psychisch. Er sei immer dann geschlagen worden, wenn die Mutter bei der Arbeit war, so dass sie nichts mitbekam. Durch Drohungen seines Peinigers verängstigt, habe er der Mutter nichts davon erzählt.

Bis heute ist Michael durch diese Kindheitserlebnisse schwer traumatisiert. Er lasse sich leicht aus der Fassung bringen, sei sehr schnell gereizt, leide unter Unsicherheit, mangelndem Selbstwertgefühl und Misstrauen. Er habe große Angst, in die Muster seines Stiefvaters zu verfallen und in der Beziehung zu seiner Lebensgefährtin und deren kleinem Sohn ähnlich zu reagieren.

Einer Psychotherapie unterzog er sich bisher nie. Er sei lediglich einmal bei einem Schulpsychologen gewesen, weil er von Mitschülern manchmal gemobbt worden sei.

Bis heute habe er zu seiner Mutter ein „Super“-Verhältnis. Mit dem Stiefvater gebe es keinerlei Kontakt mehr.

Kaum ein psychisch schwer belasteter Patient profitierte von jenem AUSWEGE-Camp mehr als Michael: Anfangs verschlossen und misstrauisch, öffnete er sich mehr und mehr, wirkte freier, sicherer, selbstbewusster, umgänglicher. Abschließend bescheinigte ihm der Camparzt ein starkes „Bemühen, seinen Jähzorn unter Kontrolle zu bringen und in seine neue Verantwortung“ – als Lebensgefährte sowie als Stiefvater eines zweijährigen Jungen – „hineinzuwachsen. Sein Umgang mit den beiden ist schon sehenswert: Die Zuneigung, Achtsamkeit und Försorge für den Kleinen ist vorbildlich. Mein Lob konnte er gut annehmen und freute sich darüber.“ Die Campwoche werde „ihn ermutigen, nicht an das zu denken oder zu befürchten, was er ohnehin nicht will, sondern noch mehr Zuneigung zu entwickeln. Er ist voll guten Willens!“

Rückenschmerzen, die Michael ins Camp mitgebracht hatte, haben nach seinen Angaben bis Ende der Therapiewoche „deutlich nachgelassen“.

„Ich bin so froh, hier zu sein!

In Polen geboren, zog Mona* (44) als Sechsjährige mit ihrer Mutter und der zwei Jahre älteren Schwester nach Deutschland, wohin der Vater schon drei Jahre zuvor ausgereist war. Weil beide Eltern arbeiteten, blieben die Kinder meist sich selbst überlassen. Häusliche Gewalt war an der Tagesordnung: Oftmals schlug der Vater die Mutter und Mona. Zwischen ihrem achten und fünfzehnten Lebensjahr wurde Mona von Freunden des Vaters mehrfach sexuell missbraucht; aus Scham offenbarte sie sich niemandem. Als der Vater die Übergriffe zufällig entdeckte, tröstete er seine Tochter nicht etwa – er verprügelte, verachtete und mied sie fortan. Nachdem ihr Tagebuch von einer Klassenkameradin in der Schule laut vorgelesen wurde, war sie so verzweifelt und beschämt, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm.

In den Jahren 2009/2010 wurde Mona am Arbeitsplatz von einem Kollegen derart gemobbt, dass sie stationär in eine Klinik aufgenommen wurde.

Aus einer dreijährigen Partnerschaft stammt Monas Tochter, inzwischen 16. Mit deren Erziehung fühlte sich Mona derart überfordert, dass sie von sich aus das Jugendamt einschaltete; so kam die Tochter mit elf Jahren in eine Jugendgruppe, inzwischen befindet sie sich in Polen, wo sie sich angeblich stabilisiert hat. Zuvor, so Mona, habe ihr Kind exzessiv Alkohol getrunken („Komasaufen“), auch Drogen ausprobiert; dreimal sei es mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden, beim letzten Mal musste es reanimiert werden.

Mona klagt über ausgeprägte Schlafstörungen mit Alpträumen und häufigem Aufschrecken aus dem Schlaf, Erschöpfung, Flashbacks, Vergesslichkeit, zwanghaftes Verhalten (z.B. Händewaschen), Stimmungseinbrüche bis hin zu Suizidgedanken, Ängste, schwer zu kontrollierende Wut.
In ambulanter Psychotherapie war Mona von 1999 bis 2001, seit Herbst 2010 ist sie es erneut. Dies, zusammen mit Heilmeditation, Lehren spiritueller Meister, Gespräche über Karma und kosmisches Lernen habe ihr geholfen, psychisch etwas stabiler zu werden; in schwierigen Zeiten fühlt sie sich von ihrer Meditationslehrerin derart unterstützt, dass sie in dieser „eine Art Mutterersatz“ sieht. Inzwischen sieht sie sich „etwas mehr in meiner Mitte als früher“. Auch eine innige Beziehung zu Nichten und Neffen helfen ihr. Ihre Hobbies: Fitnesstraining und Kampfsport.

Was die schwer traumatisierte Frau während des 15. AUSWEGE-Camps im Sommer 2014 erlebte, fand sie „echt Klasse! Anderen gegenüber konnte ich mich in dieser geschützten Umgebung viel schneller öffnen als im normalen Alltag.“ Was sie am schwersten belastete – „meine innere Wut, meine Unausgeglichenheit, meine Ängste und Zweifel“ – hätten hier „deutlich nachgelassen“, urteilte sie abschließend. „Ich bin gelassener geworden, ruhiger, zuversichtlicher, mutiger“. Sie schlafe häufiger, länger und tiefer, habe mehr „Lust auf Bewegung“, ein größeres „Unterhaltungsbedürfnis“ – und sie lache öfter. Sogar ihre Haut sei „weicher“ geworden. „Ich bin so froh, hier zu sein! Danke, lieber Gott, dass Du dafür gesorgt hast!“

Auch unser Camparzt äußert sich beeindruckt von Monas Fortschritten: „Nach anfänglich großer Distanz fasste sie zunehmend Vertrauen zu den Therapeuten, öffnete sich für tiefgehende Gespräche, und im geschützten Rahmen des Camps konnte sie auch über ihre Geschichte reden. Zu mir sagte sie: ‚Ich fühle mich leichter und unbeschwerter. Eingebettet sein tut gut.’“

„Wie neugeboren“

Jahrzehntelang litt Magda* (62), eine Pädagogin, seelisch wie körperlich unter den Folgen sexuellen Missbrauchs durch ihren eigenen Vater. Als „auffälligste Symptome“ zählt sie auf: „Migräneanfälle, die oft mehrere Tage andauern; sexuelle Empfindungsstörungen; Kontaktstörungen, Schwierigkeiten beim Aufbau tragfähiger Beziehungen; Tendenz zu Schwermut und Resignation, Unfähigkeit, mir ‚die Fülle des Lebens zu nehmen’; Ablehnung der weiblichen Rolle; Handlungsunfähigkeit und Erstarrung in Situationen, die Handeln erfordern; latent vorhandene Todessehnsucht; teilweise Gedächtnisstörungen, Erinnerungslücken“.

Nach wenigen AUSWEGE-Camptagen im Juli 2013 fühlte sich Magda euphorisch „wie befreit, wie neugeboren. Ich habe schon so viele Psychotherapien hinter mir, die nix gebracht haben; was ihr hier mit mir gemacht habt, ist unglaublich. So intensiv! Mich hat dieses Camp auf den Weg gebracht.“ Der Camparzt bestätigt: „Sie ist ihrem Gefängnis entflohen.“

Ein knappes Jahr später, im Mai 2014, „kann ich sagen: Das Camp hat einiges bei meinem Mann und mir in Bewegung gebracht. Die Vorträge eures Camparztes begleiten uns gedanklich sehr intensiv. Wir fragen uns seitdem stets, was dieses oder jenes Körperproblem uns auf der seelischen Ebene ‚sagen will’. Diese Bewusstseinsarbeit ist uns wirklich eine große Hilfe!“ Allerdings habe sich ihre Migräne mittlerweile „eher verstärkt, ich kämpfe fast täglich mit diesen Kopfschmerzen.“ Zudem sind Unterleibsschmerzen aufgetreten, für die eine Gynäkologin keine organische Ursache finden konnte. „Das belastet mich schon.“

Während des Camps erlernte Magda eine Visualisierungsmethode, mit der „ich die aufkommende Migräne selber auflösen kann“. Ihre seelische Verfassung, ihr Allgemeinbefinden habe sich im Laufe der Therapiewoche optimal verbessert: In beiden Hinsichten schätzte sie ihre Fortschritte auf einer elfstufigen Skala (von -5 bis +5) mit „+5“ ein. „Ich bin mir – mit Hilfe eurer Therapien – selber auf die Spur gekommen! ‚Erkenne dich selbst’ hat gut funktioniert. Ich blicke mit größerem Vertrauen in die Zukunft. Mir wurden ‚Auswege’ aufgezeigt. Danke dafür!“

Wie dem ärztlichen Leiter unseres Camps auffiel, „kam Magda ziemlich niedergeschlagen bei uns an, weil auch ihr Mann einen ‚Rückfall’ in seine alten Muster hatte. Beide nahmen die Behandlungen und das übrige Campgeschehen anfangs ‚getrennt’ wahr. Durch die jeweilige eigene Verbesserung und die sichtbaren Veränderungen beim anderen fanden sie gegen Ende der Woche mehr und mehr zueinander. Die Erleichterung bei ihr war so offensichtlich, dass man die ‚Steine’ förmlich purzeln sah und hörte, die ihr vom Herzen fielen. Ein weiterer wichtiger Schritt bei ihr!“

„Von Vergangenem lösen“

An den Folgen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit leidet Sofia*, eine Sozialpädagogin, seit Jahrzehnten: „Er hat meterhohe Blockaden aufgetürmt. Ich habe viele Beziehungen abgebrochen“, sagt sie, „und auch in meiner jetzigen fühle ich mich stark mit dem Thema Sexualität konfrontiert, die ich nach einem Flashback vor rund drei Jahren nicht mehr lebe.“ In ihrer „Vitalität und Lebensfreude“ fühlt sie sich dadurch „gebremst“. Ihre Essstörungen führt sie darauf zurück.

„Langjährige unterschiedliche Psychotherapien“ – zuletzt vor zwei Jahren eine EMDR-Traumatherapie – beendete sie „ohne gutes Ergebnis“.

Seit 2012 macht Sofia ein Wirbelsäulensyndrom zu schaffen, mit starken Verspannungen und Schmerzen im Bereich von Schulter, Nacken und Lenden; immer wieder „schlafen“ ihre Hände „ein“. Seit 2014 tun Knie und Ellenbogen bei jeder Bewegung weh.

Was jahrelange Therapien bei Psycho-Profis nicht erreichten, bewirkten acht Tage im Juli 2015 – in einem Therapiecamp der Stiftung Auswege. Als „völlig frei von den Auswirkungen sexuellen Missbrauchs“ bezeichnete sich Sofia am Ende in einem Patienten-Fragebogen. „Ich fühle mich vollständig angstfrei. Tiefe Blockaden haben sich gelöst!!!“ (Mit drei Ausrufezeichen.) Und auch „körperlich fühle ich mich beweglich wie lange nicht mehr“: Ihre Beschwerden in Rücken und Hüfte haben „deutlich nachgelassen“. „Ich traue mir mehr zu, bin wieder neugierig und tatkräftig. Ich fühle mich wesentlich stabiler.“

Zum Campbesuch entschlossen habe sie sich in der „Hoffnung, dass ich in meinem Körper ankomme, ihn spüre und alte Konzepte über Bord werfen kann; dass ich die Angst einschränken oder loslassen kann; und dass ich erfahre, was es heißt, ohne sie zu leben. Genau das habe ich hier gefunden. Die Gefühle flossen, ich spürte mich tief, traute mich, hinter die Angst zu schauen, und erlebte, wie sie weicht, während Kraft nachfließt. Hier bin ich berührt und mit der tiefen Zuversicht beschenkt worden, dass ich an mich glauben, die Angst auflösen und mich neu finden kann. Ich habe tiefstes Vertrauen geschöpft, fühle mich vollauf verstanden und spirituell getragen. Ich bin mir sicher, dass ich hier einen ‚Ausweg‘ gefunden habe und neue Wege gehen werde.“ Auf elfstufigen Schätzskalen (von -5, „viel schlechter“, über 0, „unverändert“, bis +5, „viel besser“) gab Sigrid den Veränderungen ihrer körperlichen Verfassung den Wert +4, ihrer seelischen Verfassung und ihres Allgemeinbefindens jeweils +5.

Wie konnte sie in so kurzer Zeit derartige Fortschritte machen? Zum einen sei es „das Ineinandergreifen der einzelnen Angebote“ gewesen, erklärt Sofia: „unglaublich tiefe und liebevolle Gespräche, das Shiatsu im Wasser, die Akupunktur, die wunderbare Klangwelt, Massage, heilende Hände“. Zum anderen habe sie das Helferteam als „sehr harmonisch und hervorragend abgestimmt“ wahrgenommen. Alle Therapeuten haben ihre Fähigkeiten mit großer Empathie, Hingabe und Tiefe angewandt. Ihr liebevoller Umgang ist zu uns Patienten übergeschwappt und hat uns schließlich alle miteinander verbunden. Jeden Tag aufs neue habe ich mich auf alle gefreut.“ Dass Patienten für ihre Erfahrungen mit stationärer Psychiatrie ähnlich überschwängliche Worte finden, kommt eher selten vor.

Wie erging es Sofia anschließend? „Mit den Heilern und Therapeuten aus dem Camp fühle ich mich weiterhin sehr verbunden“, schrieb sie im Mai 2016. „In schlechten Zeiten gelingt es mir häufig, auf meine dort entdeckten Ressourcen zurückzugreifen oder mich an den wunderschönen Erlebnissen einfach zu erfreuen. Ich achte besser auf meinen Körper und fühle mich insgesamt entspannter.“ Allerdings „habe ich mir für die Umsetzung im Beziehungsalltag zu wenig Ruhe und Besonnenheit zugestanden. Meinen Partner habe ich als zu ungeduldig erlebt. Hier würde ich gerne noch einmal ansetzen.“

Auch von ihrer zweiten Campwoche im Juli 2016 war Sofia, inzwischen 60, angetan: Ihre posttraumatische Belastungsstörung, infolge des sexuellen Missbrauchs, habe „deutlich nachgelassen“, wie sie abschließend feststellte. Nun „fühle ich mich deutlich freier und bin sehr zuversichtlich, mich von Vergangenem lösen zu können“. Sogar „völlig verschwunden“ seien die Symptome ihres HWS/LWS-Syndroms sowie ihre Schmerzen in Knie und Ellenbogen.

„Von der ersten Minute an wohlgefühlt und gut aufgehoben“

„Seit Kindheit“, sagt Iris* (39), leide sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, verbunden mit „Dissoziation, Flashbacks, Schlafstörungen, Minderwertigkeitsgefühlen, Problemen mit meinem Körper und manchmal Angst vor Menschen“.

Ebenfalls von Kindheit an liege bei ihr ein Asperger-Autismus vor, wie Iris angibt – mit „schneller Reizüberflutung – dafür hoher Detailwahrnehmung“.

Auslöser waren jahrelange Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in ihrer Familie, zu der Ina mit Vierzehn jeglichen Kontakt abbrach.

Mehr als Klinikaufenthalte und ambulante Psychotherapien half Iris ihre heißgeliebte Therapiehündin Abby, die sie 14 Jahre lang begleitete – „zur Aufrechterhaltung ihrer seelischen Gesundheit unabdingbar“, wie ein Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bescheinigte. „Durch sie habe ich sprechen gelernt, nach zehn Jahren Schweigen“. Als Abby im September 2016 starb, verfiel Iris in tiefe Trauer, ihr Alltag hatte „kaum noch Struktur“, unentwegt grübelte sie über Sinnfragen. Erst dank Abbys Nachfolgerin Rosi besserte sich ihre Verfassung wieder.
Seit Mai 2005, kurz nachdem sich ihre beiden besten Freundinnen das Leben genommen hatten, wird Iris von einer Trigeminusneuralgie geplagt, mit „extrem starken Schmerzen auf der linken Gesichtsseite“. Während Betäubungsspritzen wenig dagegen ausrichteten, tat ihr Craniosacraltherapie gut.

Von ihrer Teilnahme an einem AUSWEGE-Camp 2017 erhoffte sich Iris, „wieder Vertrauen zu gewinnen, unter Menschen sein zu können; Perspektiven, Mut und neue Antriebskraft für den Alltag zu Hause zu finden“. Zu ihren „Glaubenssätzen“ zählte sie: „Ich bin ein Versager“, „Ich kann nichts wirklich gut“, „Um geliebt zu werden, muss ich jemand sein, der ich nicht bin“.

Und tatsächlich: Von jenen neun Camptagen profitierte Iris enorm. Ihr Asperger-Autismus habe „deutlich nachgelassen“, so resümierte sie bei Campende. „In der liebevollen Gruppe habe ich ihn völlig vergessen und mich getraut, mich auf sie einzulassen.“ Sie fühle sich „sicherer mit mir selber und habe mehr Vertrauen. Mir selber gegenüber bin ich liebevoller. Hier habe ich mich kein einziges Mal selbst verletzt, und ich werde es auch nie mehr tun.“

Das Trauma belastete sie „deutlich weniger“: Während des Camps „hatte ich viel seltener Panikattacken und Dissoziation. So ein heilsames Gefühl!“ Sie habe „gelernt, meine inneren Anteile liebevoller wahrzunehmen und zu verstehen, dass sie nur das Beste für mich wollen – dass auch die Negativ-Gefühle einen Sinn haben und ich nicht gegen sie ankämpfen sollte. Dies einzusehen, ist so unendlich wertvoll und heilsam.“

Und die Trigeminusneuralgie? Auch diese habe sich erheblich gebessert: „Ich hatte viel weniger Akutanfälle, Medikamente benötigte ich kaum.“
Im AUSWEGE-Camp habe sie sich „von der ersten Minute an wohlgefühlt und gut aufgehoben, in voller Liebe. Alle Therapeuten haben mir sehr viel Heilung, Schutz und Liebe geschenkt – eine ganz neue Erfahrung für mich. Toll war, dass auch über Worte und Berührung, über Musik, Tanz, Singen, Bewegung und viel Humor geheilt wurde. Danke, dass meine Sensibilität hier als wertvoll angesehen würde – und dass ich als Mensch wahrgenommen wurde.“

Auswege bei psychischen Leiden: erst dank Profis?

Sowohl in den AUSWEGE-Camps als auch in den Praxen des AUSWEGE-Netzwerks treffen Patienten nur selten professionelle Psychotherapeuten oder gar Fachärzte für Psychiatrie an. Wie können psychisch Belastete dort überhaupt Hilfe erwarten? Wen das wundert, der kennt nicht den erstaunlichen Forschungsstand: Bei seelischen Leiden erreichen einfühlsame, kommunikativ kompetente, lebenserfahrene Laien demnach im allgemeinen keineswegs weniger als studierte Psycho-Profis – auch bei erschütternden Erlebnissen. Belege und Gründe dafür stellt der AUSWEGE-Gründer Dr. Harald Wiesendanger in seiner 10-bändigen Schriftenreihe Psycholügen vor, insbesondere in Band 3: „Seelentief - Ein Fall für Profis?“ (2017)

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Psychose

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